Besser spät, als nie - Trainerausbildung #2
So. Vorbereitungsseminar inklusive Vorreiten erledigt. Bestätigung im Briefkasten. Jetzt kann's weitergehen! Dachte ich..
So gingen dann aber doch einige weitere Wochen ins Land, bis es Ende Oktober über unseren Sportvorstand eine Terminabfrage für die Begrüßungsveranstaltung und vier Wochenenden im Januar und Februar 2023 gab. Puh. Ganz schön kurzfristig, wenn man bedenkt, dass Skiurlaub meist ein Jahr im Voraus gebucht werden muss und auch auf unserer Anlage Termine und Urlaube aller Mitarbeitenden langfristig geplant werden. Da die Termine aber scheinbar feststanden, gab es weder für uns als Teilnehmerinnen, noch für den Verein, der die Anlage zur Verfügung stellt, Raum für Änderungswünsche. Für mich stand fest: Ein Wochenende muss ich irgendwie aus dem Skiurlaub nachholen! Kurze Rücksprache mit dem Rest der Truppe: Kein Problem! Wir machen fleißig Notizen.
Warten können wir
Wieder gingen einige Wochen ins Land, bis (endlich) die offizielle Anmeldung über den Pferdesportverband Westfalen eingereicht werden konnte. Mit allen Daten der Teilnehmerinnen ausgestattet, war dieser Schritt auch gar kein Problem für unsere Sportwartin, die sich um die Anmeldung der ganzen Gruppe gekümmert hat.
Je näher der Beginn des Lehrgangs rückte, desto häufiger wurden unsere Nachfragen bezüglich der Theorieeinheiten, die bis dato nicht terminiert waren.
Antwort: Feste Termine gibt's noch nicht. Aha.
Sollen wir uns dann tatsächlich zwei Monate komplett frei halten? Keine Reitstunden planen? Keine Urlaubsvertretung für unsere Reitlehrerin übernehmen? Private Termine abgsagen, die seit Wochen im Kalender stehen? Urlaube stornieren? Scheinbar ja..
Halt! Es gab eine Info. Frei zitiert: Es gibt keine Termine. Das wird bei der Einführungsveranstaltung mit euch besprochen. Aha. Also am 8. Januar. Besser spät als nie, oder wie?
Es geht los
Unglaublicherweise gab es dann schon am 2. Januar einen kurzen Ablaufplan für die Theorie- und Praxiseinheiten am 8. Januar.. *no words needed*
Aber natürlich gab es immernoch keine Infos zu weiteren Terminen, denn dann hätten wir uns ja um die Urlaubsvertretung für unsere Reitlehrerin kümmern können. Das wäre ja toll gewesen, denn ihr Urlaub stand schon seit weit mehr als ein paar Wochen fest.
Am 8. Januar versammelten wir uns dann mit weiteren Teilnehmern aus dem KRV Dortmund in unserem Stübchen und staunten nicht schlecht über den uns überreichten Zeitplan, auf dem plötzlich ab Mitte Januar teils mehrfach unter der Woche Theorieeinheiten notiert waren. Wo kamen die denn her?
Erstaunlicherweise gab es dann mehrfach Rückfragen zu diesen Terminen *hust*, aber mehr als schwammige Antworten:
Was ist, wenn ich an einem Online-Termin keine Zeit habe?
Was passiert, wenn ich an einem Wochenende nicht dabei sein kann?
Wie ist das, wenn ich krank werde?
Was ist, wenn die Anlage zu diesem Zeitpunkt nicht zur Verfügung steht?
Kann unser Reitbetrieb parallel stattfinden? Gibt es Zeitpläne, an die wir uns halten können?
Jaaaaa, das darf eben nicht passieren. Das muss dann im Einzelfall geklärt werden.
Jaaaaa, neeee, vielleicht.
Wow. Mein innerer Monk musste selten so viel nicht vorhandene Organisation bei gleichzeitig nicht vorhandener Flexibilität ertragen.
Ich mag mich nicht beklagen, aber irgendwie hatten wir alle das Gefühl, dass das ziemlich unorganisiert war. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass wir den ganzen Spaß ja nebenberuflich, in unserer Freizeit und für ein Ehrenamt in einem Sportverein machen wollten. Bei einer Vollzeitberufstätigkeit und ehrenamtlicher Arbeit im Vereinsvorstand und ähnlichem, sind bei uns die Kalender normalerweise prall gefüllt und ich meine damit nicht mit ausgewiesener "me-time" oder sonstigen familiären Verpflichtungen.
Genug beklagt, ran an die Arbeit
Nach dieser eher Fragen aufwerfenden als Fragen klärenden Einführung und einer ersten theoretischen Einheit zum Thema Unterrichtserteilung, ging es dann für uns - wieder in reitenden und unterrichtenden Gruppen - in die Reithalle.
Diese Einheit hatte dann so richtig Hand und Fuß!
Da haben wir wahrscheinlich alle geschwitzt, ob zu Pferd oder im Sand, und so langsam wurde uns allen klar, dass wir zwar super gerne Reitunterricht geben, aber in der Theorie und insbesondere im Fachwissen doch noch deutlich mehr dahintersteckt. Aber genau dafür waren wir ja da und mein kleines lernwilliges Hirn rannte schon wie Rumpelstielzchen um sein Feuerchen - endlich wieder tolle neue Sachen lernen!
Nach dem Unterrichten ging es dann direkt für unsere Truppe an die Analyse: Welches Pferd und welcher Reiter hat welches Problem? Welche Lösungsansätze gibt es? Wie kann die Reitstunde für die Gruppe und für die Einzelreiter sinnvoll aufgebaut werden? Stichwort Binnendifferenzierung! Welches Konzept ist für unsere Pferde-Reiter-Kombinationen sinnvoll?
So verbrachten wir einen ereignisreichen und lehrreichen Tag, der uns alle höchst motiviert auf den bevorstehenden Lehrgang einstimmte.
Online Schulungen
Gemäß nun endlich vorhandenem Zeitplan hatten wir nun ein paar Tage Ruhe, bis am 18. Januar dann das erste Online-Seminar zum Thema Reitlehre stattfinden sollte. In der Zwischenzeit hatten wir die Reitstunden als Urlaubsvertretungen unserer Reitlehrerin unter uns Traineranwärterinnen aufgeteilt und alle Hände voll zu tun.
Aber wenn schon lustige Organisation, dann richtig, denn in dieser Zeit erreichte uns die Info, dass ein Seminar gegen Ende des Monats vor Ort bei uns stattfinden sollte.
Super!
Natürlich, genau wie ein weiteres Online-Seminare und zwei Reiteinheiten am Wochenende, direkt in meiner Skiurlaubswoche. Das nennt man dann wohl Murphy's Law. Da Fragen jedoch bekanntlich nichts kostet, schrieb ich also eine Email an den Pferdesportverband, ob es möglich wäre, Unterlagen für dieses Präsenzseminar im Voraus zu bekommen, um eventuelle Fragen von den anderen vor Ort stellen lassen zu können. Die Teilnahme an den Online-Seminaren wäre ja kein Problem, das geht auch bestens aus dem Urlaub. Und dann habe ich mir erlaubt, wegen der zwei Reiteinheiten nachzufragen, die ich im Einführungsseminar bereits erwähnt hatte, und zu denen dann "individuelle Lösungen" gefunden werden sollten.
Oh wow. Größtes Problem ever! Und kein Lösungsvorschlag war gut genug!
Es wäre ja absolut nicht machbar zwei Einheiten IIIIIIIIINNNNNSBESONDERE beim Springen zu verpassen. Mein vorsichtiger Vorschlag:
Eine zusätzliche Trainingseinheit am individuell zu gestaltenden Freitag vor dem angesetzten Prüfungswochenende. Aber das ginge aufgrund der Belastung für unsere Pferde ja sowieso und überhaupt überhaupt gar nicht!
Und an anderen Tagen ein runde Parcoursreiten hinten dranzuhängen? No way!
Also mein Pony wird normalerweie jeden Tag bewegt.. und an drei Tagen hintereinander locker-flockig dressurmäßige Arbeit und ein bisschen Hüpfen mit Geländehindernissen - das sollte doch wohl kein Problem sein. Müsste ich mir nicht eher Gedanken machen, wenn mein Pony das trainingstechnisch NICHT hinbekäme..? Aber das nur by the way. Ich weiß natürlich nicht, wie belastend so eine Reitstunde für andere Pferde ist.
Letztlich wurde ich also tatsächlich vor die Wahl gestellt, entweder ich komme eher aus dem Urlaub, oder ich habe halt Pech.
Und Pech heißt in diesem Sinne, ich werde nicht zur Prüfung zugelassen.
..
Mittlerweile habe ich die Trainerlizenz in der Tasche, daher kann ich so locker darüber schreiben, doch zu dem Zeitpunkt ist für mich eine kleine Welt zusammengebrochen.
Ich war und bin mir ja auch keiner Schuld bewusst, denn als unser Urlaub gebucht wurde, war der Lehrgang für Herbst 2022 angesetzt und von allen Seiten geplant gewesen. Und hätten diese Termine im Januar eine Woche vorher stattgefunden, hätte es auch kein Problem gegeben. Es war einfach mein persönliches Pech. Ich hätte mich halt nicht im November anmelden sollen, weil ich da ja wusste, dass der Lehrgang Anfang 2023 stattfinden würde.. Schon klar.
Womit wir wieder bei der Frage wären, wie praktikabel es für berufstätige Pferdebesitzerinnen ist, sich spontan die nächsten zwei Monate GÄNZLICH frei zu halten.. aber naja..
Als großzügige Lösung wurde mir dann auf Kulanzbasis angeboten, dass ich vielleicht nicht die kompletten Kosten des Lehrgangs tragen müsste, wenn ich mich entscheide, nicht aus dem Urlaub zu kommen, sondern nur ein Teil der Kosten als "Stornokosten" fällig würde. Wow. Toll.
Nebenbei bemerkt bekam ich auf meine Nachfrage zum Seminar vor Ort keinerlei Info oder Rückmeldung. Wie wir alle nach und nach erfahren konnten, bekam man wohl grundsätzlich keine Rückmeldungen zu schriftlichen Rückfragen. Ist wohl so. Hat man wohl schon immer so gemacht.
Kundenorientierung - oder wie heißt das, wenn man kompromiss- und verständnislos einen Plan durchzieht
Zu diesem Zeitpunkt stand für mich außer Frage, den Lehrgang abzubrechen.
Ich wollte das ja unbedingt machen.
Und ich wollte das unbedingt mit dem Chaospony machen.
Und mit "meinen Mädels".
Aber das ist dann wohl diese so genannte Zwickmühle, denn verrückterweise fahre ich selten alleine in den Skiurlaub, und in diesem Jahr war sogar ein richtiger Familienurlaub geplant. Mit Eltern und Schwiegereltern. Also so richtig Familie.
Jetzt war guter Rat teuer, denn wenn man mit sechs Personen mit zwei Autos in den Urlaub fährt, kann nicht eine davon plötzlich eher verschwinden. Ganz abgesehen von den eventuell anfallenden Stornokosten für X Nächte und der Kürzung des Urlaubs, was der ganze Spaß für meinen Mann auch bedeuten würde.
Nach langen Diskussionen und verschiedenen Lösungsansätzen ("Dann fahren wir halt alle gar nicht!" war natürlich auch dabei) wagte ich mich dann doch noch einmal an eine Email, mit der Frage, ob es ausreichen würde am Sonntag die Reiteinheit mitzumachen, anstatt Samstag UND Sonntag. Dann könnten wir in der Nacht von Samstag auf Sonntag nach Hause fahren und müssten unseren Urlaub nur um einen Tag kürzen.
Die Antwort war: keine Ahnung.. es gab keine. Also alles wie gehabt.
Wir entschieden uns dann unseren Plan umzusetzen und ich könnte Sonntag alles vor Ort klären.
Ein kleines bisschen Glück hatte ich dann aber doch noch, da kurzfristig das Seminar "vor Ort" in ein Online-Seminar umgewandelt wurde, sodass ich an beiden Seminaren vom Hotelzimmer (oder dem Hotelrestaurant.. :D) aus teilnehmen konnte. Warum nicht gleich so? Aber hey - ich beschwere mich nicht.
So gab es dann am Freitag vor unserem Urlaub eine (wiedereinmal verwirrende) kurze Online-Veranstaltung zu Projekten, die wir für die Fächer "Sportartbezogenes Basiswissen" und "Pferde- und Veterinärkunde" vorbereiten sollten. Da wurde uns dann erklärt, dass die Aussage "ihr müsst je zwei Projekte pro Fach ausarbeiten" heißt, dass jeder ein Projekt pro Fach ausarbeiten sollte. *facepalm*
Und in unserer Urlaubswoche wurden die Themen "Prävention sexualisierter Gewalt" und "Sportwissenschaftliche Grundlagen" behandelt.
Zurück zuhause - ab auf's Pferd
Auch wenn wir eine, für mich praktikable, Lösung gefunden hatten - ein bisschen hatten mir diese Herausforderungen meinen geliebten Skiurlaub vermiest.
Natürlich konnten wir toll Skifahren.
Natürlich haben wir das Essen und den Wellnessbereich genossen.
Aber im Hinterkopf war immer die Frage, ob unsere Lösung, einen Tag früher nach Hause zu fahren, reichen würde.
Nach der Ankunft zuhause in der Nacht von Samstag auf Sonntag ging es dann am Sonntagmorgen direkt auf's Pferd. Tolles Pferd übrigens! Der hat den ganzen Lehrgang sooo unglaublich gut mitgemacht! Ist ja auch nicht selbstverständlich.
Rückmeldung oder Kommentare seitens der Lehrgangsleitung? Außer ein fragwürdiges "schönen Urlaub gehabt?" - Fehlanzeige.
Na dann wird wohl alles gut sein.
Nun dachte ich, in meinem jugendlichen Leichtsinn, jetzt wäre der Drops gelutscht, die Kuh vom Eis, das Kind nicht in den Brunnen gefallen.
Grundsätzlich behielt ich recht.
Das Ende des Lehrgangs mit abschließender Prüfung hatte dann aber doch einen bitteren Beigeschmack.
Aber dazu dann mehr beim nächsten Mal. Sonst wird's hier zu lang.
Bis dahin,
Eure Alex =)
P.S.: Im Nachhinein frage ich mich, ob ich vielleicht zu empfindlich bin?
Aber eigentlich nein.
Ich arbeite ja selber im Dienstleistungsbereich und weiß, was es heißt, kunden- und lösungsorientiert zu arbeiten. Klar. Für den Pferdesportverband ist das nur ein Lehrgang von vielen. Und irgendwie Standard. Und die können nicht für jeden große Ausnahmen machen. Und die wissen ja wie's abläuft.
Wir aber nicht! Und wir wollten ja gar keine großen Ausnahmen.
Für uns gibt es diesen einen Lehrgang, den wir mit unseren Pferden auf unserer Anlage organisieren wollten. Und wir wissen nicht, wie das normalerweise abläuft und wir möchten auch nicht, wenn's halt nicht anders geht, den Lehrgang irgendwo anders auf irgendwelchen anderen Pferden machen. Deswegen hatte sich der Verein ja ursprünglich darum bemüht, mit dem Verband zusammen zu arbeiten. Tja. Tolle Zusammenarbeit.
Comments