Bolle - aus Chaospony wird Vorstandspony
So steht nun seit dem 01. Juni 2020 auf Bolle's Boxenschild "Besitzerin: Alexandra Lange". Verrückt! Wenn das jemand meinem damals 9-jährigen Ich erzählt hätte, nachdem ich super glücklich nach meiner allerersten Reitstunde vom Pferd gestiegen war, ich hätte gelacht! Und meine Mama auch! :D
Wenn für mich nicht schon vorher klar gewesen wäre, dass dieser Verein mich nicht mehr loswerden würde - jetzt war es in Stein gemeißelt! Das Pony bleibt natürlich hier bei seinen Kumpels und ich bleibe bis in alle Ewigkeit in diesem Verein *hoffentlich!* Aber das war noch nicht alles.
Vorstandsmitglied im Reiterverein? Ich?
Bei der Entscheidung für dieses verrückte kleine Pony-Tier sollte es tatsächlich nicht bleiben, denn der Verein hatte noch andere Dinge mit uns vor.
So kam es, dass ich irgendwann zwischen Tür und Angel mitbekam, dass der aktuelle Vorstand des Vereins nicht in dieser Form für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehen würde. Nach langjährigem Engagement für den Verein sollten sowohl Sport- und Finanzvorstand, als auch die Position der/des ersten Vorsitzenden neu besetzt werden. Keine große Sache, dachte ich, denn wir hatten tolle Vereinsmitglieder, die sich ganz hervorragend für diese Positionen eigneten.
Doch für mein kindliches Ich ganz und gar nicht nachvollziehbar, wurden nicht einige der "erwachsenen" Vereinsmitglieder auf eine der Positionen angesprochen, sondern ich selber wurde gefragt, ob ich nicht Lust auf die Arbeit als Finanzvorstand hätte. Mit meiner kaufmännischen Ausbildung, dem Wirtschafts- und Marketingstudium, und weil ich ja eh die Hälfte meiner Lebenszeit am Stall verbringe, würde das doch perfekt passen! Hahahaaaa - ich??
In meinem Kopf bin ich aus dem "kleinen Pferdemädchen-Alter" eigentlich noch gar nicht raus und eigentlich fühle ich mich gar nicht erwachsen genug für so eine Aufgabe und eigentlich gibt es noch tausende Gründe mehr, die meinem zweifelnden Kopf in wenigen Sekunden einfallen, die gegen mich sprechen. Aber wieder einmal ist mein loses Mundwerk schneller als mein Verstand und Zack! - "Ja, klar! Das mache ich super gerne!"
Frau wächst mit ihren Aufgaben
Erstmal - natürlich - Mama anrufen! "Na klar kannst du das! Warum denn nicht?" Tja.. Wenn Mama das sagt, dann muss das ja stimmen.
Und so hatte ich innerhalb weniger Wochen nicht nur ein Pony gekauft, sondern auch eine Position im Vereinsvorstand des RV Dortmund-Kirchlinde e.V. ergattert. Yippiieehh!
Was eine Achterbahn der Gefühle! Bis dahin wusste ich noch nicht, wie schnell mein Kopf zwischen heller Begeisterung und Freude über diese Ehre auf der einen Seite und Selbstzweifeln und "ich kann das doch alles gar nicht"-Momenten auf der anderen Seite schwanken konnte.
Da konnte mein Hinterkopf mir noch so oft erzählen, was ich alles schon erlebt hatte - alleine in Neuseeland, Arbeiten in Singapur, erfolgreiche Bewerbungsgespräche, heiraten :D - ich war nicht leicht davon zu überzeugen, dass diese kleine Herausforderung eine Chance war mich weiterzuentwickeln und auf dem Weg zum "Erwachsenwerden" einen kleinen Schritt voran zu kommen.
Der beste Verein
Schon nach kurzer Zeit wurde mir allerdings klar, dass ich eigentlich den Jackpot geknackt hatte!
Jetzt war ich, kleines Pferdemädchen, mit verantwortlich für diesen tollen Reitverein, auf dessen Anlage mein eigenes kleines Pony stand, und ich hatte die besten Ausreden der Welt, um noch mehr Zeit am Stall zu verbringen. Geht's besser? Kaum!
Wie in jedem Job musste ich mich ersteinmal in die neuen Aufgabe einarbeiten, und halleluja! das war ein ganz schöner Berg! Ich hatte mir ja bis dahin keinerlei Gedanken gemacht um die Arbeit, die hinter so einem Verein mit Reitschulbetrieb steht. Futter, Schmied, Reitstunden, neue Mitglieder, Reitkarte, Lehrgänge, Fördermittel, Mieten, Löhne, Angestellte, Pacht, und und und..
Und für jede Regel gab es Ausnahmen oder Sonderfälle und bei 300 Mitgliedern immer etwas zu tun. Gut, dass wir so ein tolles Team sind, und uns gemeinsam in unsere neuen Aufgaben reinfuxen konnten.
Ein verrücktes Jahr geht zu Ende
Mittlerweile neigte sich das Jahr 2020 seinem Ende entgegen. Ach ja, Corona gab es natürlich auch noch, und machte das Vereinsleben und unsere Arbeit nicht einfacher. Fördermittel beantragen - Reitstundenausfall kompensieren - Spenden verwalten - spitz auf Knopf kalkulieren. In dieser Zeit hat sich einmal mehr gezeigt, welch großartigen Zusammenhalt wir in unserm Verein erleben durften! Reitkarten wurden gespendet und die Schulpferde wurden in kleinsten Grüppchen bis in die Abendstunden auf unserem flutlichtbeleuchteten Springplatz bewegt, da "Sport in einer Halle" nicht möglich war und Pferde nur zur "Gesunderhaltung" bewegt werden durften.
Das alles wäre ohne unsere vielen tollen Vereinsmitglieder einfach nicht möglich gewesen! *-*
So wurde dieses erste Corona-Jahr in vielerlei Hinsicht zu einem denkwürdigen Jahr und die Zeit hat mich gelehrt, dass eben doch irgendwie immer alles gut wird!
Und es wird noch besser!
Stay tuned ;)
eure Alex =)
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