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Bolle - wie das Powerpony in unsere Familie kam

"Mama, ich will ein Pony haben!" - welches Pferdemädchen (und welche Pferdemädchen-Mama) kennt diesen Satz nicht? Ich kann mich lebhaft an im Wortlaut immer ähnliche Diskussionen mit meinen Eltern erinnern, weil der Wunsch "ein eigenes Pony" auf meinem Weihnachtswunschzettel einfach nicht erfüllt wurde.

Was soll ich sagen? Selbst Schuld, wenn das Kind zur Kommunion eine 10er-Karte für Reitstunden geschenkt bekommt und zufällig im Nachbarort ein Reitverein mit großem Ausreitgelände und einer Reitschule ansässig ist.

Seit diesem Tag sitze ich nun schon auch ohne eigenes Pony im Sattel und verbinde mit dieser Zeit viele der schönsten Momente meines Lebens! (*dazu vielleicht später mehr)

 

Als Dorfkind geht's ab in die Stadt.

 

Im Jahr 2016, nach mehr als 14 Jahren Pferdemädchen-Dasein, sind meine bessere Hälfte und ich zusammen nach Dortmund-Kirchlinde gezogen und wie es der Zufall will, gab es auch dort in nächster Nähe einen Reitverein mit Reitschulbetrieb.

Nach kurzer Probephase im Verein war für mich klar - hier bleibe ich! Super tolle Schulpferde, eine tolle Reitlehrerin und ein schönes Vereinsgelände, mit dem ich in einer Stadt wie Dortmund wirklich nicht gerechnet hätte. Ich bin einfach ein Dorfkind, aber hier habe ich mich sofort wohl gefühlt.


Da sich dieser Verein immer nach guten neuen Pferden für den Schulbetrieb umschaut, hatte ich die Möglichkeit viele tolle Pferde zu reiten und noch viel mehr von ihnen zu lernen.

So kam im Oktober 2018 auch Tonneke, genannt Bolle, zu uns. Mit seinen 5 Jahren, hervorstehenden Knochen und filziger Mähne war er nicht sehr ansehnlich und rein optisch musste man sich fast fragen, ob sein Equidenpass lügt, und wir uns da einen alten Klepper oder ein junges Fohlen angeschafft hatten.

Durch seine körperlichen Voraussetzungen war klar, dass er ein Pferd für jüngere oder eher kleine Reitschüler wird, sodass ich kurz nach seiner Ankunft zum ersten Mal auf ihm reiten durfte (ein Hoch auf meine geringe Körpergröße :D).


Ich war ganz begeistert von diesem kleinen Pony, doch schnell wurde klar: Der kann nix!

Schritt am langen Zügel - geht, Schritt am aufgenommenen Zügel - geht schlechter, Trab - kann man machen, schwankt aber etwas, Galopp - jaaahhhnein. Eine Runde im flachen Renngalopp ist noch drin, aber mehr - no way! Wir dachten alle kurz, er könne gar nicht galoppieren.

 

Bolle - ein kleines Pony mit großen Baustellen.

 

Mit der Zeit wurde Bolle durch den regelmäßigen Einsatz im Schulbetrieb immer mehr zum Pferd und die Knochen wurden mit ein paar Muskeln aufgepolstert.

Im Sommer 2019 konnte er dann schon etwas besser galoppieren und im Winter war auch Abteilungsreiten in allen Gangarten möglich, aber immer öfter wurde deutlich, dass Bolle kein Anfängerpferd ist. Losbuckeln, 180°-Wendungen, Steigen und Losrennen waren keine Seltenheit und oft hieß es in den Reitstunden "Lass ihn mal rennen, bis er sich beruhigt, aber nicht an den Zügeln ziehen..".

Einem jungen Pferd konnten wir diese kleinen Eskapaden immer noch verzeihen, doch einem Anfänger macht das Reiten so keinen Spaß und es wurde immer schwieriger, genug erfahrene Reiter zu finden, die seine Launen mit Humor nehmen konnten, sattelfest und trotzdem klein genug waren, um ihn nicht mit Körpergröße und Körpergewicht noch mehr aus dem Gleichgewicht zu bringen. Als er dann auch beim Putzen und Sattel anfing, seine Reiter zu ärgern, war guter Rat teuer.

Zu dieser Zeit kam zum ersten mal der Gedanke, dass sich Bolle langfristig nicht für den Schulbetrieb eignen könnte und er verkauft werden müsste, wenn der Umgang und das Reiten mit ihm zu gefährlich würde. Ein paar Gedanken und Gespräche mit meinem Mann später war für mich erst einmal klar, dass ich ihn zu diesem Zeit nicht kaufen wollte - Zeitaufwand, Job, weitere Verpflichtungen, finanzieller Aufwand - das alles sprach gegen die Anschaffung eines eigenen Pferdes.


Dann kam das Jahr 2020 und damit die Corona-Pandemie.

Unser Schulbetrieb wurde zu Beginn zunächst komplett eingestellt und die einzige Lösung für die "gesunderhaltende Bewegung" unserer Schulpferde und das finanzielle Überleben unseres Vereins war die Vergabe einer Art Reitbeteiligung, sodass zu bestimmten Zeiten festgelegte Reiter in Kleinstgruppen auf unseren Außenplätzen die Pferde bewegen konnten. Für mich war klar, dass ich mich in dieser Zeit um Bolle kümmere. Wenn schon nicht kaufen, dann doch wenigstens kümmern!

So kam es, dass sich Bolle ab März 2020 nur noch mit einem Menschen herumschlagen musste - mit mir!

Hui, was haben wir geflucht, gelacht und geweint in dieser Zeit - aber vor allem haben wir wieder viel gelernt! Und ich habe mich noch ein bisschen mehr in diesen verrückten Vierbeiner verliebt, denn je öfter wir zusammen arbeiteten, desto braver wurde das Pony. Ein kleiner Spinner war er manchmal noch immer, aber die Arbeit mit ihm fing an richtig Spaß zu machen.

 

Bolle wird zum Powerpony!

 

Irgendwann im Sommer kam dann der Tag, der einiges auf den Kopf stellen sollte.


"Alex, willst du nicht den Bolle kaufen? Er hat sich so toll entwickelt und ihm scheint der Schulbetrieb einfach nicht zu liegen. Sonst müssen wir ihn verkaufen.."


Wow, Puls auf 180 in einer Sekunde! Jetzt musste eine Entscheidung her!


"Ja, ich mach das!"


Ups, wo kam das denn her? Egal, jetzt ist es raus und so wird's gemacht!

Okay.. Klar, in besonders guten Momenten der Reitstunde hatten wir an dieser Idee schon ein-zweimal herumgesponnen, aber in echt?

Erstmal Mama anrufen!

 

"Mama, ich hab ein Pony gekauft!"

 

"Hast du dir das gut überlegt?" "Welche Kosten kommen auf euch zu?" " Wo kann das Pony denn stehen?" "Hast du denn überhaupt genug Zeit dafür?" "Unterstützt dich jemand?"

Ach Mama, du hast ja Recht! Alles wichtige Fragen, und ja klar, haben wir uns darüber Gedanken gemacht. Das wird schon klappen.


So kam es, dass ich am 01. Juni 2020 zum Reitstall gefahren bin, um Bolle offiziell als Teil unserer Familie zu begrüßen! Irgendwie ein krasses Gefühl.


To be continued..


Bis bald,

eure Alex =)

Comments


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